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Workshop III: Kriminalität - alte und neue Herausforderungen für die Sicherheit

Im dritten Projektworkshop des Forschungsforums Öffentliche Sicherheit, am 15. und 16. März 2011, stand im Mittelpunkt, wie Gesellschaft, Politik, Öffentlichkeit und Medien mit Kriminalitätsphänomenen umgehen. Rund 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor allem aus der Wissenschaft, aber auch aus Politik und Endanwendern nahmen an der Veranstaltung teil.

Ein Schwerpunkt bildete die sog. Alltagskriminalität, die bei Umfragen in der Bevölkerung regelmäßig überschätzt wird. Das Themenfeld wurde durch die Expertise des Forschungsforums Öffentliche Sicherheit „Zur Wahrnehmung und Definition von Sicherheit durch die Bevölkerung. Erkenntnisse und Konsequenzen aus der kriminologisch-sozialwissenschaftlichen Forschung“  (Autoren: D. Ziegleder, D. Kudlacek, T. Fischer) vorbereitet und durch Impulsvorträge ergänzt. Zentral waren Phänomene der Kriminalitätsfurcht und des publizistischen Verstärkerkreislaufs: Während die Kriminalitätsrate insgesamt gemäß der Polizeilichen Kriminalstatistik in den letzten Jahren sinkt, schätzt die Bevölkerung sie als kontinuierlich steigend ein. Die Einschätzung des Sexualmordes zeigt ein besonders deutliches Missverhältnis zwischen der tatsächlichen Entwicklung des Kriminalitätsaufkommens und der subjektiv empfundenen Kriminalitätsfurcht: der Anstieg wird 22 mal höher eingeschätzt als er tatsächlich ist. In einem Vortrag zur Rolle der Medien konnte gezeigt werden, dass Journalisten Straftaten am ehesten thematisieren, je eher das Opfer dem Bild „weiblich, jung, deutsch“ entspricht. Eine Straftat an einem Opfer jenseits von 60 Jahren kommt hingegen fast überhaupt nicht in den Medien vor.

Ein zweiter Fokus bestand in dem relativ neuen Phänomen der Cyberkriminalität. Während die öffentliche Diskussion des Themas oft eine Aura des Geheimnisvollen, ja Unkontrollierbaren anhaftet  – „Internet als rechtsfreie Räume“ – konnte gezeigt werden, dass das Strafrecht prinzipiell gut aufgestellt ist und ermittlungstechnische Möglichkeiten zur Verfügung stehen, allein schon weil „auch Cyberkriminelle Fehler machen und Spuren hinterlassen“. Defizite bestehen jedoch bei der kriminologischen Erforschung der Kriminalitätsform, insbesondere empirischen Untersuchungen des Dunkelfeldes, und bei der Weiterbildung und der Heranziehung des Nachwuchses in den Strafverfolgungsbehörden, namentlich den Staatsanwaltschaften und den Polizeien. Die Expertise „Cyberkriminalität, Computerstrafrecht und die digitale Schattenwirtschaft“ (Autoren: Dominik Brodowski, Prof. Dr. Felix Freiling) sowie ein Impulsvortrag aus dem Landeskriminalamt Nordrhein-Westfahlen falteten dieses Themenfeld auf.

An die Vortragsreihe schloss sich die AG-Arbeit zu folgenden Schwerpunkten an:

AG 1: Kriminalität und Bevölkerung

AG 2: Kriminalität – technische Herausforderungen in einem neuen Feld

AG 3: Kriminalität und Kriminalpolitik

Es wurden Thesen und aktuelle Forschungsfragen erarbeitet. Die Ergebnisse wurden zum Abschluss mit den Bundestagsabgeordneten Frank Tempel, Gerold Reichenbach und Armin Schuster diskutiert.

 

Für Fragen zur Veranstaltung stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung:

Sekretariat

Helga Jäckel

Forschungsforum Öffentliche Sicherheit

Fabeckstr. 15, 14195 Berlin

Tel +49 (0)30 838 57367, Fax +49 (0)30 838 57399,

helga.jaeckel(at)fu-berlin.de