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Workshop IX - Die Deutschen und die Sicherheit -Gesellschaftliche Konstruktionen

Am 11. und 12. November trafen sich geladene Experten in Berlin zum IX. Workshop des Forschungsforum Öffentliche Sicherheit.

Die Dokumentation der Veranstaltung finden Sie hier.

Ausgehend von der These, dass Sicherheit ein Konstrukt gesellschaftlicher Wahrnehmungen, medialer Ver­stärkungsprozesse, gesellschaftlich-polit­ischer Aushandlungsprozesse und Ausdruck indivi­dueller Bedürfnisse und Motive ist, fokussierte der 9. Work­shop des Forschungsforum Öffentliche Sicher­heit die Entstehung von Unsicherheit und Sicher­heit in der Gesellschaft. Dabei wurde Sicherheit als Konstruktionsleistung einer Gesellschaft ver­standen, „wobei die Konstruktionsweisen von kultur­ellen Darstellungsmustern, historischen Ereig­nissen und individuellen Sichtweisen geprägt werden“ (Daase, Offermann & Rauer 2012, S.18).

Wie funktioniert die Konstruktion von Sicherheit in Deutschland? Welche Vorstellungen von Sicherheit existieren und in welchem Verhältnis stehen diese zur objektivierten Sicherheit? Welche Rolle spielen Mentalitäten und wie erzeugen Medien Unsicherheit und Sicherheit?

Referenzthema des Workshops war „Terrorismus“: Die individuelle und kollektive Wahrnehmung der Gefahr, die vom Terrorismus für eine Gesellschaft aus­geht, ist wesentlich von der öffentlichen Dis­kussion – dem Aushandlungsprozess – abhängig und wird in der Regel durch Wissenschaft, Massen­medien und Politik vermittelt. Es findet ein gesell­schaftlicher Aushandlungsprozess statt, welcher geprägt von subjektiven Wahrnehmungen und objektivierten Er­ken­ntnissen darüber ent­scheidet, welche Un­sicher­heiten im Kontext der Gefahren durch Terror­ismus als gesellschaftlich relevant und akzeptabel gelten.

In zwei Blöcken wurde erst die gesellschaftliche Konstruktion von Sicherheit diskutiert und dann Sicherheitskonstruktionen im internationalen Vergleich betrachtet. Prof. Dr. Susanne Krasmann und ihre Mitarbeiter vom Institut für Sicherheits- und Präventionsforschung Hamburg verstärkt durch PD Dr. Reinhard Kreissl vom Institut für Rechts- und Kriminalsoziologie Wien stellten die vom Forschungsforum in Auftrag gegebene Expertise „Die gesellschaftliche Konstruktion von Sicherheit. Zur medialen Vermittlung und Wahrnehmung der Terrorismusbekämpfung“ vor. Begleitet wurde der Gemeinschaftsvortrag von zwei Impulsvorträgen. Dr. Nils Zurawski von der Universität Hamburg sprach zu „Unsicherheit als Konstruktion: Reflektion aus soziologischer Sicht“ und Prof. Dr. Gerhard Vowe von der Universität Düsseldorf versuchte eine Medienanalyse zu Terrorismus, Kriminalität und Katastrophen unter dem Titel „Facetten der Bedrohlichkeit“.

Der zweite Block wurde von Dr. Susanne Fischer von der Universität der Bundeswehr München eröffnet, die eine weitere vom Forschungsforum in Auftrag gegebene Studie „(Un)Sicherheitsperzeption im internationalen Vergleich“ vorstellte. Auch ihr Vortrag wurde von zwei Impulsvorträgen begleitet. Erst sprach Prof. Dr. Regina Ammicht Quinn über Sicherheitswahrnehmung aus ethischer Sicht, bevor Prof. Dr. Ulrich Schneckener den Block mit einer Betrachtung zu politischen und administrativen Reaktionsmustern im Umgang mit Terrorrisiko beendete.

Bei der anschließenden Podiumsdiskussion stellten sich die Abgeordnete Irene Mihalic (Bundestagsfraktion Bündnis 09 / Die Grünen), Martina Renner (Bundestagsfraktion DIE LINKE) und Dr. Robbin Juhnke (CDU Fraktion im Abgeordnetenhaus Berlin) und die Verfasser der Studien den Fragen der Teilnehmer. Als Moderator fungierte der Vorstandsvorsitzende des Zukunftsforums Öffentliche Sicherheit e. V. Lutz Diwell.

Der zweite Workshoptag stand im Zeichen der aktiven Arbeit. In drei Gruppen wurden Ideen und Handlungsempfehlungen für die Politik erarbeitet:

AG I: Risikowarhnehmung in der Gesellschaft

AG II: Sicherheits- und Unsicherheitskonstruktion durch Medien

AG III: Versicherheitlichung durch den Staat

Im Anschluss stellten die AG Leiter Prof. Dr. Martin Voss (Katastrophenforschungsstelle an der Freien Universität Berlin), Prof. Dr. Gebhard Rusch (Universität Siegen) und das Team aus Verena Mummert (Zukunftsforum Öffentliche Sicherheit e. V.) und Dr. Clemens Gause (Universität Potsdam) die Ergebnisse der Arbeitsgruppen dem interessierten Auditorium vor. Es gab noch einmal die Möglichkeit Fragen zu stellen bevor die Veranstaltung mit einem kleinen Mittagessen zu Ende ging.